Für eine Woche aus Adana bei uns: #CODEutsch
Vom 13.03. bis zum 17.03. hatte unsere Schule das Vergnügen, SchülerInnen aus der türkischen Stadt Adana bei uns in Gelsenkirchen zu begrüßen. Der Besuch fand im Rahmen des Projekts #CODEutsch statt, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder der Internationalen Förderklassen (IFÖ) gemeinsam mit internationalen Partnern Deutsch lernen zu lassen, indem sie gemeinsam programmieren. Nachdem wir Ende des letzten Jahres eine Woche in Adana waren, besuchten uns nun die türkischen Kinder und Lehrerinnen, um die deutsch-türkische Zusammenarbeit im Bereich der Digitalisierung und Programmierung zu fördern, Freundschaften zu vertiefen und einen Einblick in das Ruhrgebiet zu gewinnen. Wie schon Jeff Johnson sagte: „Die besten Reisen beantworten Fragen, an die du am Anfang nicht einmal gedacht hast.“ In diesem Sinne freuten wir uns sehr auf den Besuch und waren gespannt, welche neuen Perspektiven sich uns allen durch den Austausch eröffnen würden.
Wie es Mark Twain ausdrückte, ist Reisen auch „fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit„. Wir waren bereit, gemeinsam mit den Schülerinnen aus Adana die Welt zu erkunden und uns von neuen Eindrücken und Erfahrungen bereichern zu lassen. Der Besuch begann am Montag, den 13.03., mit der Ankunft der Schülerinnen um 06.40 Uhr am Flughafen Düsseldorf. Nach der Fahrt zum Kulturzentrum Grend, dass für die Woche als Unterkunft dienen sollte, wurden bei einem gemeinsamen Frühstück neue Kräfte für den Tag mobilisiert. Auf einer kurzen Stadtführung durch die Essener Innenstadt besuchten wir den Dom und genossen eine kleine Meditation mit Orgelspiel. Nach etwas Zeit am Limbecker Platz fuhren wir zur Altstadt in Essen-Kettwig und besichtigten mit den alten Fachwerkhäusern und den grünen Landschaften eine Seite des Ruhrgebiets, die viele nicht damit assoziieren. Zum Abschluss genossen wir gemeinsam ein leckeres Abendessen in einer neapolitanischen Pizzeria, in der die Pizzen bei 480 Grad nur eine Minute gebacken werden.
Am Dienstag, den 14.03., besuchten wir gemeinsam die Gesamtschule Ückendorf, wo uns ein herzliches Willkommen durch die Schülerinnen und Lehrkräfte erwartete. Nach einem warmen Empfang stand vor allem ein Roboter-Wettkampf auf dem Programm. Hier konnten die Schülerinnen mit Unterstützung der Kinder der Roboter-AG und der Code University ihr technisches Geschick im Konstruieren und problemlösungsorientierten Programmieren unter Beweis stellen und sich in international gemischten Teams messen. Eingerahmt wurde der Vormittag von einem von Lehrern, Eltern und SchülerInnen der IFÖ-Klassen vorbereitetem Buffet mit allerlei deutschen und türkischen Leckereien. Zudem standen eine Schulführung und eine VR-Station auf dem Programm, in der die Kinder in musikalischen und spielerischen Apps in die virtuelle Realität eintauchen konnten und zum Beispiel als Trommler das Tempo eines Wikingerschiffes zu passender Rockmusik zu bestimmen. Anschließend besuchten wir die Veltins-Arena, das Fußballstadion des FC Schalke 04, in dem sogar der Rasen für das kommende Spiel ins Stadion gefahren worden war. Der Besuch wurde nicht zuletzt dadurch ermöglicht, dass Schalke vor dem Hintergrund der kurz zuvor erfolgten Erdbebenkatastrophe in der Türkei für die Kinder einen vergünstigten Preis für die Führung angeboten hat. Auf einer wunderbaren Führung konnten wir das majestätische Stadion sowohl aus der Loge als auch vom Rand des Spielfelds aus erleben und sogar den Umkleidebereich der Schalker Spieler besichtigen. Abgerundet wurde der Tag mit einer abendlichen Fackelführung durch das Eisenwerk des Landschaftsparks Duisburg. Da die Fackel in der Türkei das Zeichen der Bildung ist, verband sich so auch symbolisch die Gruppe weiter – denn die „Stadt der 1000 Feuer“ kann man beim Besuch eines Hochofens mit einer brennenden Fackel in der Hand zumindest erahnen.
Frei nach Henry Miller ist „das Ziel eines Meschen niemals ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu sehen.“ Zu sehen gab es auch am Mittwoch eine Menge, begonnen mit dem Besuch des Museum Folkwang. Bei einer Führung in türkischer und deutscher Sprache stand dabei der eigene Bezug zu den Kunstwerken im Vordergrund, so dass die SchülerInnen auf der Grundlage ihrer eigenen Gefühle und Assoziationen Bilder von van Gogh, Picasso oder Chagall entdecken konnten. Durch zahlreiche Installationen und eine Fotoausstellung wurde der Besuch weiter abgerundet und zudem die Grundlage für eine längerfristige Kooperation mit weiteren Besuchen von bilingualen Führungen durch unsere IFÖ-SchülerInnen gelegt. Weiter ging es in den Gruga-Park, der bei zwar kaltem, aber sonnigem Wetter Entspannung bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Park sowie den ein oder anderen Kakao und Kaffee bot. Zurück in Gelsenkirchen stärkten wir uns bei Burgern, Salat und lokalen stangenförmigen Kartoffelspezialitäten – wobei Fleisch und Gemüse durchweg aus der Region stammten – für den Abend, den wir im Alma-Park bei einer dreistündigen Partie Lasertag verbrachten. Hier konnten die Kinder und Lehrer in international gemischten Teams verschiedene Spielmodi erkunden, wobei besonders die umkämpfte burgartige Festung in der Mitte des Spielfeldes viel Raum für spannende Matches bot. Abgerundet wurde der Besuch durch Airhockey und ein trotz der Temperaturen notwendiges kühlendes Eis.
Am Donnerstag ging es dann gleich mehrfach hoch hinaus: zunächst fuhren wir zum Naturhochseilgarten „tree 2 tree“ in Oberhausen, der eigentlich witterungsbedingt noch geschlossen gewesen wäre. Durch das Zusammenlegen unseres Besuches dort mit einer anderen Gesamtschule wurde der Klettergarten zum Glück extra für uns schon einige Tage früher geöffnet, so dass die Kinder 200 Elemente in 16 Parcours erklimmen konnten. In bis zu 17 Meter Höhe kletterten wir über allerlei Hindernisse, die zwischen an den Bäumen befestigten Plattformen gespannt waren. So konnte man beispielsweise die Strecke auf einem Surfbrett zurücklegen, durch nach unten offene Röhren klettern (natürlich mit dem Blick auf die vielen freien Meter unter einem) oder sich am Ende eines geschafften Parcours mit einer Seilrutsche nach unten abseilen. Weiter ging es ins direkt daneben liegende Gasometer, in dem wir die äußerst sehenswerte Ausstellung „das zerbrechliche Paradies“ genießen konnten. Auf einer bildgewaltigen Reise standen hier die Schönheit der Natur, aber auch der oft zerstörerische Einfluss des Menschen auf seine Umwelt auf dem Programm. Ein Highlight war dabei die 20 Meter große Erdkugel, unter der man im Luftraum des Gasometers liegen konnte. Im Unterschied zur Ausstellung „Wunder der Natur“ wurde nun beispielsweise durch die Projektion von Flug- und Schiffsrouten das Ausmaß an Globalisierung eindrucksvoll vor Augen geführt. Zum Abschluss des Tages bot das nahegelegene Centro Gelegenheit, das ein oder andere Mitbringsel der Woche zu erwerben.
Der Freitag stand jedoch im Unterschied zur restlichen Woche unter keinem guten Stern: der Rückflug wurde im Laufe der Woche drei Mal abgesagt und neu terminiert. Ursprünglich standen ein Besuch des Hauses der Geschichte in Bonn und ein abendlicher Direktflug von Düsseldorf nach Adana auf dem Programm. Am Dienstag wurde der Flug dann von der Airline abgesagt; ein Ausweichflug über Istanbul sollte gegen 16.00 Uhr starten. Nachdem das Tagesprogramm neu organisiert worden war, fiel der neue Flug dann dem Streik des Bodenpersonals zum Opfer. Die Kinder sollten um 12.30 in Düsseldorf sein, um dann mit dem Bus nach Paderborn gebracht zu werden und von dort aus zu fliegen. Auch der Bustransfer fand zur geplanten Zeit jedoch nicht statt. Mit deutlicher Verspätung starteten unsere Gäste dann, um Freitagabend bei der Zwischenlandung in Istanbul zu erfahren, dass der Anschlussflug schon weg sei und der nächste mögliche Flug am kommenden Dienstag (!) zur Verfügung stünde. Daher flog die Gruppe nachts nach Gaziantep, um von dort aus den Bus nach Adana zu nehmen. Nach gut 24 Stunden Reisezeit kamen dann alle endlich wieder zu Hause an.
Wie schon Tim Cahill sagte: „Eine Reise wird besser in Freunden als in Meilen gemessen.“ Und Freundschaften wurden in dieser Woche wirklich vertieft; der Besuch bei uns war das Highlight des Jahres für das Projekt #CODEutsch und die daran beteiligten Menschen. Der Besuch der SchülerInnen aus Adana hat uns neue Perspektiven eröffnet und uns gezeigt, dass wir trotz unserer unterschiedlichen kulturellen Hintergründe viel gemeinsam haben. Wir sind dankbar für diese Erfahrung und hoffen, dass wir weitere Projekte dieser Art umsetzen können.