Auto fährt ins Schulgebäude
Von Donnerstag bis Sonntag kam es an der Gesamtschule Ückendorf zu ungewöhnlichen Vorfällen. Dabei beobachteten Zeugen, wie mehrfach Autos gegen Wände der Schule fuhren. Es handelte sich bei allen Vorfällen um die gleiche Gruppe aus fünf SchülerInnen und einer Lehrkraft. Glücklicherweise lag zum einen eine Genehmigung vor, zum anderen waren die Autos nur ca. 25 cm groß. Es handelte sich um selbstgebaute Lego-Roboter der Roboter-AG, die im Rahmen des zweiten Code-Camps in verschiedenen Wettrennen gegeneinander antraten. Meistens fuhren sie also eher im als ins Gebäude, auch wenn das ein oder andere Proberennen an der Streckenbegrenzung endete. Kollisionen mit der Schulwand blieben aufgrund des begrenzten Drehmoments der Lego-Motoren natürlich folgenlos für das Gebäude. Manchmal blieb dabei zwar das eine oder andere Zahnrad auf der Strecke zurück, aber wie schon Ferdinand Porsche sagte: „Das perfekte Rennauto kreuzt als erstes die Ziellinie und zerfällt anschließend in seine Einzelteile.“
Was den Beginn des Code Camps angeht, so gilt jedoch eher ein Zitat von Enzo Ferrari als das des guten Herrn Porsche: „Wenn du davon träumen kannst, dann kannst du es auch tun.“ Während die anderen Teilnehmer des Camps an anderen Standorten an einem eigenen Tower-Defense Spiel, einer Homepage oder einer Pen & Paper-App arbeiteten, blieb die Roboter-AG natürlich ihrem Namen treu. Aus Motoren, Sensoren, Kabeln und vielen, vielen Legosteinen konstruierten die SchülerInnen eigene Roboter, die möglichst schnell, stabil und gut steuerbar sein sollten. Zudem mussten sie in der Lage sein, einen Ball während der Fahrt aufzunehmen und zu transportieren. Dabei experimentierten die SchülerInnen mit vielen Möglichkeiten, den Roboter zu verbessern. So wurde die Anzahl der Motoren auf bis zu fünf pro Auto erhöht oder versucht, durch die Übertragung von großen auf kleinere Zahnräder die Drehzahl und damit die Geschwindigkeit zu erhöhen.
Doch damit nicht genug: Die SchülerInnen programmierten sich eine eigene Fernsteuerung. Dazu wurden verschiedenen Tasten der Tastatur einzelne Programme zugewiesen, die einzelne Motoren mit unterschiedlichen Drehzahlen ansteuerten. Freitag fanden die ersten beiden Rennen statt: beim ersten Rennen musste eine gerade Strecke möglichst schnell zurückgelegt werden; beim zweiten Rennen kam ein unbekannter Parcour hinzu, den die Roboter gleichzeitig bewältigen mussten.
„Begeisterung ist ein guter Treibstoff, doch leider verbrennt er zu schnell.“ sagte einst Albert Schweitzer. Die SchülerInnen der GSÜ glichen jedoch eher einem Perpetuum Mobile statt einem Auto mit halbleerem Tank: trotz des Wochenendes und des sonnigen Wetters arbeiteten sie daran, die Roboter für die zweite Challenge fit zu machen: einen sehr leichten, sprunghaften Ball mitten auf der Strecke aufzusammeln, mitzunehmen und mit ins Ziel zu bringen. Auch die Programme wurden dafür angepasst: so wurden verschiedene Gänge eingebaut oder gleich verschiedene Tastensets für unterschiedliche Stufen der Feinsteuerung definiert.
Am Sonntag folgte schließlich die Präsentation der Ergebnisse aller Teams des Code Camps. Die Arbeit mit selbst konstruierten Robotern zeigte im Vergleich zum reinen Programmieren erneut den Vorteil, reale Ergebnisse in der Hand zu haben und vor sich herfahren zu sehen. Zudem versuchte sich unser Team noch an der Umstellung vom ferngesteuerten hin zum autonomen Fahrzeug.Die Idee war dabei prinzipiell die Gleiche wie am Vortag – nur eben, dass der Roboter vollständig selbst fahren und steuern musste. Wir hoffen nun, im kommenden Halbjahr die bisher pandemiebedingt verschobene Einladung ans Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Bremen umsetzen zu können, um Beispiele aus der Praxis kennen zu lernen, die genau diese Autonomie beherrschen. Und daher endet das Code Camp mit den Worten Sepp Herbergers: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“
Johannes Bellebaum, Leiter der Roboter-AG