Projekt Berufs- und Lebensplanung im achten Jahrgang
In dem Projekt wird eine Woche lang getrennt in Mädchen und Jungengruppen gearbeitet. Die Mädchen werden von den Sozialpädagoginnen und den jeweiligen Teamerinnen betreut. Die Klassenleitungen arbeiten mit den Jungen. Die Räumlichkeiten sind in der Regel außerhalb der Schule in Jugendzentren und bieten somit einen anderen Arbeitsrahmen. Bei den Mädchen liegt der Fokus darauf, dass Berufswahlspektrum zu erweitern. Mädchen grenzen oft in Vorwegnahme ihrer Vereinbarkeitsproblematik von Beruf und Familie ihr Berufswahlspektrum erheblich ein. Sie beschränken sich häufig auf wenige frauentypische Berufe, die durch geringe Verdienst- und Aufstiegschancen gekennzeichnet sind.
Den Mädchen soll in dem Projekt verdeutlicht werden, wie wichtig eine qualifizierte Berufsausbildung für eine eigenständige Existenzsicherung ist. Die Attraktivität von Berufen mit besseren Verdienstmöglichkeiten soll den Mädchen genauso vermittelt werden, wie eine realistische Lebensplanung, die einen partnerschaftlichen Umgang von Mann und Frau zum Thema hat und versucht, tradierte Rollenmuster aufzuweichen. Die Mädchen sollen Zuversicht in eigene, bisher nicht vermutete Fähigkeiten und Fertigkeiten, erlangen.
Am ersten Tag haben die Mädchen die Aufgabe eine Collage zu erstellen, wie sie sich ihr Leben in fünfzehn Jahren vorstellen. Hierbei sollen sie berücksichtigen, welchen Beruf sie dann ergreifen und in welcher Lebensform sie später leben wollen. Außerdem sollen sie eine Vorstellung entwickeln, welchen Hobbys sie später nachgehen möchten.
Während in den Jahren zuvor, meistens die klassische Vorstellung einer Familie mit zwei Kindern, der angestrebte Lebensentwurf war, gab es diesmal auch unkonventionelle Vorstellungen. Im Anschluss sollten die Mädchen ihre Collagen vorstellen und beschreiben, welche Qualifikationen man für den angestrebten Beruf benötigt. In diesem Zusammenhang wurde auch über verschiedene Modelle von Elternzeit gesprochen.
Am zweiten Tag ging es dann lebenspraktisch zu. Nach dem Motto: „Was kostet das Leben?“ wurden die Mädchen in Gruppen losgeschickt und mussten bei verschiedenen Discountern Preise vergleichen. Dann sollten sie sich vorstellen, dass sie als Single in ihrer ersten eigenen Wohnung leben und mit ihrem Verdienst die verschiedenen Lebenshaltungskosten sowie Miete, Strom etc. bestreiten müssen. Den ersten Aha-Effekt gab es, wenn sie den Unterschied zwischen Brutto und Nettoeinkommen realisierten. Bei den Berechnungen gerieten viele ins Minus, weil sie feststellten, dass ihre Ausgaben ihr Einkommen oft überstiegen. Sie bemerkten, dass besser bezahlte Berufe einen höheren Lebensstandard ermöglichen und somit ein Motivationsgrund sein können, um einen höheren Schulabschluss anzustreben.
In diesem Jahr wurden die Gruppen, aufgrund des Ramadans und der somit kleineren Gruppengröße für diesen Tag zusammengelegt. Das hatte den Vorteil, dass die Mädchen anhand beruflicher und persönlicher Biografien der Teamerinnen erfahren konnten, wie wichtig Eigenständigkeit ist, und wie eine Lebensplanung bzw. die Vereinbarkeit von Beruf und Familie realisiert wurde. Die Mädchen waren sehr interessiert und lernten somit am Modell.
Ein weiterer Baustein war, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten mit dem jeweiligen Berufswunsch in Einklang zu bringen. Wir hatten zu diesem Zweck in der Vergangenheit einen Besuch im BIZ durchgeführt. Dieses Jahr fand die Betreuung der Schüler*innen Corona bedingt in den Computerräumen der Schule, durch Kolleg*innen statt. Die Kinder konnten Recherchen über ihre Berufe anstellen und Übungen durchführen. Die Berufsberaterin Frau Lohbeck betreute auch eine Mädchengruppe und arbeitete mit dem Erkundungstool Check- U. Die Mädchen lösten Übungsaufgaben und erhielten dann eine Auswahl von Berufen, die zu ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten passten.
Am nächsten Tag konnten die Mädchen unterschiedliche Betriebe besichtigen und eine Berufsfelderkundung durchführen. Eine Gruppe war bei Automotiv und bekam zunächst eine Einführung über den Betrieb und die möglichen zu ergreifenden Berufe. Diese reichten vom Mechatroniker*in bis zum Ingenieur*in. Auch im Bereich Logistik und Büromanagement gab es Ausbildungsmöglichkeiten. Die Mädchen wurden von Auszubildenden betreut, die ihren Werdegang schilderten und die Mädchen bei dem sich anschließenden Stationen- Parcours unterstützten.
Sie gaben Einweisung in die Funktion und das Bedienen verschiedener Maschinen. Die erste Station war dazu da, manuelle Fertigungsverfahren kennenzulernen und zu erproben. Die Mädchen lernten auch die Bedienung einer Fräse kennen, die mit höchster Präzision, Werkstücke in hoher Stückzahl und kürzester Zeit herstellen kann. Ein weiterer Bereich war die Pneumatik. Hier konnten die Mädchen pneumatische Steuerungen kennenlernen und selbst erproben. Die Funktion einer Drehmaschine wurde den Mädchen ebenfalls nahegebracht. Auch die Steuerung einer Ampelanlage konnte ausprobiert werden. Sie wurden auch an die Hardware Aufgabe der Verdrahtung herangeführt. Sie mussten Schaltpläne lesen lernen und danach korrekt verdrahten.
Weitere Betriebe, die von den Mädchengruppen besichtigt wurden waren die Bogestra, Gelsenwasser und Masterflex. Dort wurden ebenfalls Berufsfelderkundungen durchgeführt, Ausbildungsmöglichkeiten der verschiedenen Berufe kennengelernt kleine Aufgaben durchgeführt, und Werkstücke erstellt.
Der letzte Tag sah vor, dass Mädchen und Jungen zusammenkamen und über ihre Erfahrungen in einen Austausch traten.
B. Schwartz-Brosch