Robotikfahrt nach Bremen

Vom 27.-29.5. besuchten Schülerinnen und Schüler zusammen mit Herrn Bellebaum und Frau Raabe das DFKI in Bremen. Hierbei handelt es sich um das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, das wir bereits vor zwei Jahren kennenlernen durften. Was die Kinder unserer Schule dabei mit Bundeswirtschaftsminister Habeck gemeinsam hatten, warum sie mit dem Ruf „Feuer“ durch Bremen liefen oder zwei von ihnen in der Zelle eines Henkers saßen, erfahren Sie in diesem Artikel.

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„Geschichte ist eine Philosophie, die uns durch Beispiele lehrt.“ sagte bereits Henry Saint John, der Viscount von Bolingbroke. Daher stand der erste Tag ganz in der Geschichte der Hansestadt Bremen. Im Bremer Geschichtenhaus erlebten wir selbst die wichtigsten Momente aus 500 Jahren Stadtgeschichte. Dies ermöglichen die Darsteller vor Ort, die in passender Gewandung Szenen für die Besucher erfahrbar machen. Hierbei handelt es sich vor allem um Langzeitarbeitslose, die von professionellen Theaterschauspielern geschult werden. Seit 2006 ist das Bremer Geschichtenhaus für viele zur ersten Anlaufstelle im Schnoor – dem alten Viertel Bremens voller malerischer Gassen – geworden, indem museale Inhalte ohne trockene Lektüre oder rein rezeptiver Medien wie Filme erlebbar wird. Passend dazu gab es abends eine Nachtwächterführung, in der wir die Bremer Geschichte anhand der beeindruckenden alten Architektur der Innenstadt vertiefen konnten. Wortgewaltig wurde hier der Ruf „Feuer“ durch den Nachtwächter vorgetragen, um den Brandkatastrophe, die Bremen 1041, 1483 und 1656 heimsuchten, eine menschliche Note zu geben, indem die Maßnahmen der Bürger Bremens nachgespielt werden konnten. Dieser Ruf wurde dabei beinahe zum Motto der Fahrt, der ab dann in nahezu jeder Situation in Konversationen von den Schülerinnen und Schülern eingebracht wurde.

Am folgenden Tag besuchten wir das DFKI und kamen so zum eigentlichen Kern der Fahrt. Das erste Highlight sahen wir direkt zu Beginn der Führung; ein Elektroauto, dass sich intelligent mit anderen Autos auf der Autobahn zusammenschalten kann, um elektrische Ladung auszutauschen. Zudem können die Räder um 90 Grad gedreht werden, was das automatische Parken vereinfacht. Die Karosserie kann sich ebenfalls um 90 Grad drehen – hier aber nach oben, so dass unter anderem weniger Platz benötigt wird. Weiter ging es mit den Arbeitsbereichen, in denen ein Großteil der Bauteile für die Roboter selbst vor Ort gefertigt wird. Zusätzlich zu Studierenden bietet das DFKI hier mittlerweile auch eine Ausbildung in diesen Bereichen an – was durchaus für viele der Schülerinnen und Schüler von Interesse ist. Weiter ging es zu einem KI-gestützten Roboter, der Flugzeugteile selbstständig auf Fertigungsfehler untersucht. Da der Schwerpunkt dieses Bereiches des DFKI auf laufenden Robotern liegt, durften wir zudem Mantis und Charlie bewundern – anhand der Bilder lässt sich gut ableiten, um welche der Roboter es sich handelt und warum sie diese Namen tragen.

Weiter ging es ins Weltraumlabor. In diesem Arbeitsbereich geht es vor allem um Roboter, die für den Einsatz auf dem Mond, dem Mars oder einem der Jupitermonde gedacht sind. Die Roboter sind hier vor besondere Herausforderungen gestellt: so ist das Wärmemanagement ein echtes Problem, da die Roboter sowohl mit äußerst niedrigen Temperaturen als auch mit mehr als 200 Grad zurechtkommen müssen. Ebenso stellt der Schattenwurf ein nicht zu unterschätzendes Hindernis für die KI-gestützte Fortbewegung dar. So sind die Schatten auf Himmelskörpern ohne Erdatmosphäre deutlich schärfer, so dass die dunklen Flächen vom Roboter zunächst fälschlicherweise als Objekte gesehen werden. Indem das ganze Labor verdunkelt und mit künstlichen Strahlern beleuchtet werden kann, ist es in Bremen möglich, die Programmierung eines Roboters auf dieses Hindernis hin zu testen und die KI zu schulen. Ein Großteil der Experimente wird dabei in virtuellen Realitäten auf der Grundlage der Unreal-Engine simuliert, wobei sich auch im DFKI immer wieder zeigt, dass in der Robotik die Arbeit mit dem tatsächlichen Roboter unerlässlich ist, um ihn wirklich in der Praxis nutzen zu können.

Zuletzt haben wir uns das Unterwasserlabor des DFKI angesehen. Hier werden Roboter getestet, die beispielsweise unter der Eisdecke des zugefrorenen Jupitermondes Europa nach Leben suchen sollen, indem sie sich zunächst durch eine drei Kilometer dicke Eisdecke bohren, dabei Datenkabel verlegen und dann unter Wasser selbstständig Untersuchungen vornehmen. Auch im Bereich der Beseitigung von Munition und Kampfmitteln leistet das DFKI wichtige Grundlagenforschung. So liegen schätzungsweise 1,3 Millionen Tonnen Munition in der Nord- und Ostsee, die rein mit menschlicher Arbeitskraft nicht weder im Hinblick auf die Meerestiefe noch der zur Verfügung stehenden Zeit geborgen und entschärft werden können, um Schäden für Mensch und Natur zu verhindern. Auch im Bereich der Wartung und des Reparierens von Pipelines verfügt das DFKI über einen Roboter, der mit Unterstützung einer autonomen Ladestation bis zu 500 km ohne menschliche Hilfe überprüfen und reparieren kann. Ein Highlight – angesichts der Menge an großartigen Projekten kann hier die Zuschreibung auf nur eines nicht getroffen werden – war für die Schülerinnen und Schüler ein Angebot, dass vor ihnen bereits Bundesminister Habeck in Anspruch nehmen durfte. So durften sie einen tauchfähigen Roboter im 3,2 Millionen Litern großen Wasserbecken steuern und dabei auf die Sensorik des Roboters zurückgreifen, um ihn auch unter Wasser bedienen zu können.

Abgerundet wurde die Fahrt durch einen gemeinsamen Spieleabend sowie einen Besuch eines Escape Rooms. Hierbei konnten die Schülerinnen und Schüler beispielsweise eine magisch lebendige Puppe erleben oder mussten aus dem Kerker eines Henkers fliehen, der zwei von ihnen in Einzelzellen gesperrt hat, so dass sich alle nur als Team befreien konnten. Unsere Schülerinnen und Schüler zeigten dabei, dass sie auch in diesem Punkt vorbildlich abschnitten und eine tolle Gemeinschaft bilden, in der der eine den anderen unterstützt. Und so lässt sich die Fahrt mit einem Robotik-Zitat abschließen, dass über die Arbeit mit Codezeilen und Bauteilen hinausgeht und von Arthur C. Clarke in Odyssey Two geschrieben wurde: „Ob aus Kohlenstoff oder Silikon macht keinen großen Unterschied: wir sollten alle mit Respekt behandelt werden.“