Von Riesenrobotern, Ölkatastrophen und Streitbaggern
Auf den ersten Blick scheinen riesige Roboter, Ölkatastrophen und Streitbagger eher Hollywoods Fantasie als dem schnöden Alltag entsprungen zu sein. Was das alles miteinander zu tun hat und wie die GSÜ dazu passt, erfahren sie hier.
„Es gibt nur zwei Weisen die Welt zu betrachten: Entweder man glaubt, dass nichts auf der Welt ein Wunder sei, oder aber, dass es nichts als Wunder gibt.“ sagte bereits Albert Einstein. Und gewundert haben sich die SchülerInnen der Roboter-AG auf ihrer viertägigen Fahrt nach Bremen mit Sicherheit oft – wenn auch glücklicherweise im positiven Sinne, bei der der Mund staunend offensteht oder sich die Mundwinkel zu einem breiten Lächeln verziehen. Denn nach über zwei Jahren konnten wir endlich die Einladung des DFKI annehmen und sind daher zum Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz gefahren.
Dort führte uns Dr. Bresser durch alle Labore und gewährte uns damit keine „gewöhnliche“ Führung – sofern man dieses Wort überhaupt für einen so großartigen Ort verwenden mag – sondern zeigte uns gemeinsam mit den WissenschaftlerInnen vor Ort im wahrsten Sinne des Wortes eindrucksvolle aktuell laufende Projekte.
Das erste großartige Beispiel hierfür ist Manus; ein noch unveröffentlichter Roboter, der Musik erkennen und passend dazu tanzen kann. „Nebenbei“ soll er auch noch auf dem Mars Solarpaneele verlegen und Astronauten Werkzeug bringen können. Je nach Einsatz wird der Roboter dabei von verschiedenen Teams weiterentwickelt, die beispielsweise die Hände oder Beine anpassen und ihn in zehntausenden Simulationen und zugleich am realen Prototyp weiterentwickeln.
Für den Einsatz im Weltall gibt es dabei gleich mehrere Roboter, die das autonome Erklimmen von Kratern bei verschiedensten Lichtbedingungen bewältigen können. Einer der Roboter wurde sogar von der ESA prämiert und gewann den ersten Platz beim Wettbewerb auf Teneriffa, bei dem er Proben aus einem Krater aus Vulkangestein sammeln und bergen musste.
Doch nicht nur für den Einsatz in höchsten Höhen, sondern auch in dunkelsten Tiefen werden Roboter vorbereitet. Im europaweit von Größe und Tiefe her einzigartigen Becken werden Unterwasserroboter konstruiert und programmiert, die beispielsweise Räder an Ölpipelines auf dem Meeresgrund drehen und so im Katastrophenfall bei der Bekämpfung von Ölkatastrophen eingesetzt werden können. Andere Roboter erkunden die Tiefsee und finden selbstständig zur Basisstation zurück, um die gesammelten Daten weitergeben zu können. Roboter mit zu 12,5 Tonnen Gewicht können in dem acht Meter tiefen Becken zum Einsatz kommen, wobei durch eine Druckkammer auch Bedingungen wie in großer Meerestiefe getestet werden können.
Extreme Bedingungen finden sich auch beim Einsatz des Streitbaggers. Wie die Katastrophe von Fukushima gezeigt hat, stört die starke Strahlung eines nuklearen Reaktorunfalls die Signale, mit denen Drohnen gesteuert werden. In solchen Fällen kann der sechs mal drei Meter große Streitbagger zum Einsatz kommen, der selbstständig in jedem Gelände zurechtkommt und Arbeiten unter Bedingungen verrichten kann, die für Menschen in kürzester Zeit tödlich wären.
Die Liste könnte hier noch lange weiter gehen. So zeigte uns Dr. Bresser beispielsweise einen Roboter, der Regale selbstständig einräumen kann, was ein hohes Maß an Orientierung im Raum erfordert, um beispielsweise im Gang abgestellte Produkte, Kunden oder ähnliches zu erkennen und damit umzugehen. Außerdem gab es den sechsbeinigen „Mantis“, einen Roboter mit einer beweglichen Wirbelsäule oder autonom fahrende Fahrzeuge, deren Weiterentwicklung nicht in der Hand einzelner Firmen liegt, sondern deren Daten im Rahmen wissenschaftlicher Publikationen allen zugänglich gemacht und so gemeinsam weiterentwickelt werden. Das DFKI ist in dieser Hinsicht beinahe so, wie ein erfüllter Kindheitstraum für alle, die als Kind gern Erfinder werden wollten – sei es durch Peter Lustig, Fritz Fuchs oder Daniel Düsentrieb.
Die zugrundeliegenden naturwissenschaftlichen Prinzipien konnten die SchülerInnen bei eigenen Experimenten im „Universum“ selbst ergründen. Von der Arbeit mit hohen Spannungen, Möglichkeiten der mechanischen Übertragung von Kraft über Einsatz und Grenzen der menschlichen Sinne bis hin zu Untersuchungen zur Nachhaltigkeit und Umwelt gab ab es derartig mannigfaltige Möglichkeiten des Ausprobierens und praktischen Lernens, dass die für die Experimente angesetzten viereinhalb Stunden wie im Flug vergingen. Dabei erkundeten wir auch den Campus der Universität Bremen und legten eine wohlverdiente Pause in der Mensa ein.
Doch nicht nur in die Zukunft, sondern auch in die Vergangenheit schweifte der Blick der Reisenden. Frei nach Erich Kästners Ausspruch: „Nur unterwegs erfährt man das Gefühl märchenhafter Verwunschenheit.“ unternahmen wir eine Führung im Geschichtenhaus, in dem Darsteller uns anschaulich, unterhaltsam und zum Greifen nah auf eine Reise durch die Geschichte der Freien Hansestadt mitnahmen. Vertieft wurde es durch eine Nachtwächterführung durchs abendliche Bremen. Passend dazu besuchten wir einen Escape-Room, bei dem wir auf hoher See den goldenen Kompass eines waschechten Piratenkapitäns finden mussten.
Wie so oft kommt das Wichtigste jedoch zum Schluss: trotz beindruckenden Robotern, spannender Geschichte und wunderschöner Architektur waren es die Menschen, die wir treffen durften und die uns allen im Gedächtnis bleiben werden. Seien es Dr. Bresser und seine KollegInnen, die sich viel Zeit für uns genommen haben, sei es Frau Mirek, die am Donnerstag aus Lüneburg anreiste, um mit uns den Tag zu verbringen oder Frau Pökler, die uns ihr eigenes Zimmer in ihrer WG zur Verfügung stellte. Auch beim gemeinsamen Kochen oder bei Spieleabenden schenkten sie uns eine großartige Zeit, die keiner der Reisenden so schnell vergessen wird.
Den Rückblick auf unsere vier Tage in Bremen möchte ich gerne mit den Worten von Anatole France schließen: „Was ist Reisen? Ein Ortswechsel? Keineswegs! Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile.“