Gewichtsverlust und gebrochene Arme: der Roboterwettbewerb „ROBOCOM“

Hallo zusammen, mein Name ist Robby und bin schon fast drei Jahre alt. Auf meinem Weg zur Westfälischen Hochschule habe ich abgenommen und meine Intelligenz verdoppelt, indem ich mir die Augen zugehalten habe. Wie das geht fragst du? Das erzähle ich dir gern.

Wir haben Winter. Genauer gesagt ist es der Winter im Jahr 2019. Im Unterschied zu euch Menschen weiß ich noch genau, wie meine Erschaffer die ersten Bauteile zusammensteckten, Motoren und Sensoren lose anbrachten und mir mit den ersten Zeilen Programmiercode Leben einhauchten. Von Anfang an soll ich viele Dinge lernen. Zunächst muss ich sehen lernen, um einer schwarzen Linie folgen zu können. Das ist ganz schön schwer und ich fahre oft vor die Wand, bis ich eine Art Sonnenbrille bekomme, damit ich die Linie auch bei störendem Licht gut erkennen kann. In dem Video seht ihr übrigens meinen Opa. Der konnte auch eine Linie sehen und ganz toll Fußball spielen – sogar zwei Meter weit über eine Mauer hinweg. Aber ich soll noch andere Dinge lernen als er.

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Zwei Monate bin ich schon alt. Auf meinen zwei Rädern bin ich schnell wie ein Wiesel – zumindest glaube ich das, denn ich habe noch nie eines gesehen. Außer den Menschen sind nur andere Roboter da, die andere Dinge lernen und anders wachsen. Einige sind größer als ich, andere sind schon wieder kleiner geworden, wenn ein Arm abgebaut wurde oder sie andere Sensoren bekommen.

Heute ist etwas Komisches passiert. Die Menschenkinder sind nicht wie sonst zur Schule gekommen! Und wenn der große Mensch kommt, trägt er einen weißen Lappen im Gesicht und filmt mich mit einer Kamera. Ansonsten schlafe ich jetzt lange. Mit Kindern auf Bildschirmen ist es nicht so schön wie mit echten Kindern vor Ort. Mir ist langweilig.

Die Kinder sind wieder da! Sie haben jetzt auch die weißen Lappen im Gesicht, doch an ihren Augen kann ich trotzdem sehen, dass sie ein bisschen traurig sind. Das Treffen mit anderen Robotern wurde wegen eines Virus abgesagt. Hoffentlich ist es kein Computervirus. Aber vielleicht bauen sie mir ja auch einen Stofflappen für meine Sensoren. Hauptsache, sie sind wieder da und ich bin nicht mehr so oft allein in meinem Schrank.

Es wird langsam immer wärmer draußen und mir sind ein paar Arme gewachsen. Keine Ahnung, ob das eine mit dem anderen etwas zu tun hat. Vielleicht wachsen mir noch zwei, wenn es noch wärmer wird? Statt der Linie zu folgen, soll ich jetzt lernen, eine Glasflasche von einer Plattform zu heben, aufzufangen und auf dem Boden abzustellen. Die Flasche ist viel größer als ich und auch viel schwerer! Beim Fangen habe ich mir ganz oft die Arme gebrochen, aber meine Erbauer machen mich immer stabiler. Jeden Donnerstag werde ich ein bisschen größer.

Heute habe ich zum ersten Mal die Flasche gefangen! An den Unterarmen habe ich grüne Platten, mit denen die Flasche nicht auf meinen Kopf knallt. Alle haben sich ganz doll gefreut. Ich mich auch. Die Aufgabe ist ganz schön schwer, aber ich strenge mich an, so gut ich es kann!

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Nach der ganzen Freude und dem Jubel der letzten Woche habe ich heute eine schlimme Nachricht gehört: ich bin zu dick! Das hört niemand gerne glaube ich. An meiner Hüfte ist schon der ein oder andere Plastikring, aber die brauche ich, um die Flasche fangen zu können! Jetzt haben sie meine Räder abgemacht und bauen Ketten wie bei einem großen Bagger. Ich habe Angst, ob ich jemals wieder so toll fahren kann wie am Anfang, als ich noch keine Arme hatte.

Auf den Ketten bin ich viel langsamer als mit den Rädern. Außerdem klappen die Sensoren nicht mehr so gut. Ich kann jetzt entweder der Linie folgen oder die Flasche fangen, aber nicht beides. Aber die Kinder verbringen jetzt ein paar Tage von etwas, was sie „Osterferien“ nennen, in der Schule, um mir beides gleichzeitig beizubringen. Schließlich bin schon anderthalb Jahre alt, da schaffe ich das bestimmt.

Inzwischen ist es Winter 2021. Meine Augen müssen jetzt anders funktionieren als vorher. Oder – genauer gesagt – müssen sie meinen Ketten anders sagen, was sie machen sollen, wenn ich schwarz sehe. Obwohl ich je eigentlich ein sehr positiv denkender Roboter bin. Ein netter Mann aus Bremen hat uns viele gute Tipps gezeigt, wie man so etwas machen kann. Die Kinder waren ein ganzes Wochenende lang in der Schule und haben mir geholfen und mit mir geübt. Leider hat sich dabei ein neues Problem gezeigt: mein Gehirn kann nur sechs Sachen gleichzeitig, sei es ein Motor oder ein Sensor. Und für meine Augen, Arme und die anderen Sensoren brauchen wir sieben. Darum kümmern wir uns nach dem Fest, dass die Menschen Weihnachten nennen.

Was mir heute passiert ist, kann kein Mensch von sich behaupten. Heute habe ich abgenommen und bin dabei doppelt so klug geworden. Mein Oberkörper aus Plastik ist bisher Ring für Ring gewachsen, wie bei einem Baum. Jetzt habe ich einen neuen leichten Oberkörper, in dem ein zweites Gehirn steckt. Damit beide Gehirne miteinander reden können, habe ich vorne und hinten Augen. Mit den vorderen sehe ich, wenn die Plattform ganz nahe ist und ich die Flasche heben muss. Die hinteren Augen gehören zu meinem zweiten Gehirn, dass die Arme steuert. Wenn ich genau richtig stehe, um die Flasche greifen zu können, halte ich mir die hinteren Augen zu. Dann weiß mein zweites Gehirn, wann es die Arme bewegen muss. Jetzt müssen wir noch ganz viel üben. Ich bin so gespannt auf den Wettbewerb!

Heute ist es soweit! Ich bin an der Westfälischen Hochschule. Überall sind andere Roboter aus verschiedenen Bundesländern. Alle sind total nett. Die Stimmung wirkt so, wie es mir mein Opa erzählt hat – damals, bevor die Menschen weiße Lappen im Gesicht trugen. In wenigen Minuten darf ich zum ersten Mal für einen Testlauf auf die Wettbewerbsmatte! Ich bin total aufgeregt.

Das ist eine Katastrophe! Gestern beim Übungslauf zu Hause an der GSÜ hat alles super geklappt – aber auf der Gummimatte hier komme ich in den Kurven kaum vorwärts! Ich strenge mich ganz doll an, aber bleibe dann doch nach wenigen Kurven hängen. Meine Erbauer haben sich zusammengesetzt. Statt ihrer Mittagspause setzen sie sich zusammen und ummanteln Zahnräder mit Baggerkettengliedern. Ersatzreifen haben wir nämlich keine mitgenommen – also bauen wir sie selbst! Damit ich wieder mit Reifen statt mit Ketten fahren kann, muss mein gesamter Code umgeschrieben werden. Das Programm dafür sieht richtig schwer aus. Aber meine Erbauer sind fleißig und klug – und ich bin hochmotiviert!

Die Zeit verging wie im Flug. Zweimal durfte ich auf die Matte und habe mein bestes gegeben. Für den ersten Platz hat es nicht gereicht, aber darauf kam es auch den meisten hier nicht an. Ich habe viele andere Roboter kennengelernt – und ich glaube, auch meinen Menschen hat es gut gefallen. Hier könnt ihr sehen, wie ich auf der Matte mit meinen beiden Augen, die Farben sehen können, der schwarzen Linie folge, während meine Ultraschallaugen vorne dafür sorgen, dass ich nicht gegen die Plattform fahre. Jetzt mache ich erst einmal Pause – und wer weiß? Nächstes Jahr erzählt euch vielleicht ein neuer Roboter, was er auf dem Weg zur Robocom 2023 so alles erlebt hat. Ich hoffe, es wird so spannend wie bei mir!

Alles Liebe, euer

Robby

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